Belgrad gay club berlin
Transpersonen aus aller Welt pilgern in die serbische Hauptstadt Serbien — obwohl gerade dort Menschen jenseits der Heteronorm brutal verfolgt werden. Wie kann das sein? Eine Spurensuche. Da liegt eine Peniswurst auf dem Tisch, hergestellt aus dem zusammengerollten Stück des breitesten Rückenmuskels, unterhalb der Achsel.
Man sieht ein paar Nähte am Schaft und auch ein paar dunkle Haare stecken noch in der Haut. Die Peniswurst wird heute angenäht, mit dem Kitzler als Eichel, den Schamlippen als Ersatzvorhaut und einer Harnröhre aus Mundgewebe. Sie ist das letzte Stück, das den Menschen mit den gespreizten Beinen auf der Liege im OP-Saal zum biologisch vollständigen Mann machen soll.
Er ist ein Transmann - geboren mit dem Körper einer Frau und der Identität eines Mannes. Er hat eine jahrelange Irrfahrt hinter sich: hat Psychiater besucht, Hormone genommen, sich die Brüste verkleinern und innere Geschlechtsorgane entfernen lassen. Jetzt ist er am Ende seiner Odyssee angekommen: im Mekka für Geschlechtsoperationen, am internationalen Sehnsuchtsort für Transmenschen, auf einem OP-Tisch in Belgrad.
Etwa Patienten bekommen hier ein neues körperliches Geschlecht, und nur ein verschwindend geringer Anteil kommt davon aus Serbien selbst.
Belgrader gay club szene in berlin: inspiration und alternativen
Weitaus mehr Menschen reisen aus den USA, Russland, Japan oder Europa an, weil die OPs in ihren Ländern zu teuer oder zu kompliziert sind, weil es keine Spezialisten dafür gibt oder sie gesellschaftlich nicht anerkannt sind. Moralisch regiert die orthodoxe Kirche. Und seit drei Jahren wird die Gay Pride verboten—angeblich weil man befürchtet, dass es Tote geben würde.
Jedes Jahr versuchen queere Organisationen von Neuem, die Fahnen zu hissen und zu demonstrieren. Und jedes Jahr wieder geben sich die Stadt Belgrad und ihr Polizeipräsident überfordert. Die Polizei sagt, sie sei hilflos angesichts der brutalen Aggressivität der Hools und könne die Demonstranten leider nicht so gut beschützen.
Warum also strömen ausgerechnet hierhin Transsexuelle aus aller Welt? Goran Miletic ist so etwas wie Mr. Das könnte zu unangenehmen Situationen führen. Es macht den Menschen Angst. Es ist eine Bedrohung. Auf meine Bitte hin kreist er mir auf dem Stadtplan grob drei Gegenden ein, wo in inoffiziellen Kneipen und Clubs LGBTQ-Partys stattfinden.
Ich treffe viele queere Menschen, die eigentlich nicht sonderlich verschreckt oder konspirativ wirken. Transmenschen begegne ich aber nirgendwo. Sie schotten sich ab, sagt eine meiner Partybekanntschaften. Wir haben mit ihnen nichts zu tun, sagt eine andere.
Was bleibt, ist die Prostitution. Und von dort gibt es oft keinen Weg mehr zurück. Als wir uns nähern und die Sexarbeiterinnen um ein Gespräch bitten, zucken sie zurück und verschwinden. Wir kurven die Autobahn ein paar Mal hoch und runter, am Ende sehen wir nur noch die Polizeiwagen, die sie wieder einmal aufgesammelt haben.