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Die Geschlechtergeschichte 1 kann mittlerweile auf eine längere Geschichte zurückblicken: Bereits in den er-Jahren konzeptualisierte Joan W. Auch Formen, Praktiken und die Organisation des Militärischen sind ohne diese Kategorie nicht zu verstehen: Geschlecht prägt das Militärische und vice-versa.
Das Militär ist eine traditionelle und überwiegend von Männern geprägte Organisation. Die Hegemonie männlicher Akteure in einer zentralen staatlichen Organisation zu thematisieren und zu problematisieren, ist ein vergleichsweise neues Phänomen. Ähnlich sieht es in der Militärgeschichte aus, die sich zwar lange Zeit auf die männlichen Akteure konzentrierte, jedoch nicht reflektierte, welche geschlechterhistorischen Implikationen damit verbunden sind.
In der Geschichtsschreibung wurde zunächst die Notwendigkeit einer geschlechterhistorischen Perspektive nur für Zusammenhänge gesehen, in denen Frauen agierten. Sicherlich müssen solche Zusammenhänge im Sinne der Frauengeschichte weiterhin erforscht werden. Jedoch hat sich die Geschlechtergeschichte längst ausgeweitet auf Fragen und Strukturen der Geschlechterordnung und damit nicht nur auf Frauen und Männer, sondern auf die geschlechtliche Vielfalt.
Es wird also höchste Zeit, in der Militärgeschichte sowohl das Geschlecht der historischen Akteure als Analysekategorie einzubeziehen, als auch kulturell und sozial konstruierte Männlichkeiten oder die Beziehungen von Männern zu Männern sowie zu Frauen systematisch zu thematisieren.
Die Kategorie Geschlecht durchzieht das Untersuchungsfeld der Militärgeschichte von der Erforschung des Kampfes und militärischer Operationen über Fragen zum Verhältnis von Militär und Gesellschaft bis hin zur Beschäftigung mit einer Kulturgeschichte der militärischen Gewalt.
Denn geschlechterhistorisch informierte Konzepte und Analyseperspektiven lenken den Blick auf bislang vernachlässigte oder ausgeblendete Teile der Geschichte — im Militär und in Kriegs- und Gewaltsituationen. Als sich in den er- und er-Jahren aus der Frauenbewegung heraus die Frauengeschichtsschreibung entwickelte, ging es dieser zunächst darum, die eigenen Vorläuferinnen und Traditionen zu erforschen und sichtbar zu machen.
Erste Arbeiten konzentrierten sich auf die Beteiligung von Frauen im Ersten und später auch im Zweiten Weltkrieg.
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Dies ermöglichte ein neues Verständnis der umstrittenen Diskurse über militärische Männlichkeit und die vielen konkurrierenden Praktiken und Erfahrungen von Männern in Kriegszeiten. Die er-Jahre veränderten nicht nur die internationale Ordnung, sondern auch die Sichtweisen auf Gewaltkonflikte, so dass sich auch die Geschlechtergeschichte zunehmend mit kriegerischer Massengewalt als Thema auseinandersetzte.
Feministische Kreise hatten schon lange gefordert, Vergewaltigungen endlich als eine sexualisierte Gewaltform anzuerkennen und nicht als eine Form von gewalttätiger Sexualität zu verharmlosen. Die Berichterstattung über die Kriege auf dem Balkan und den Genozid in Ruanda schockierten die europäische Öffentlichkeit vor allem wegen der massenhaften Vergewaltigung von Frauen.
Vielmehr konnte mit der Einrichtung der Internationalen Strafgerichtshöfe ab für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda sexuelle Gewalt zunehmend als Kriegswaffe kategorisiert und damit als Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Akt des Völkermords sichtbar gemacht, thematisiert und geahndet werden.
Theoretisch und methodisch wegweisend für die Entwicklung der Geschlechterforschung von Militär und Krieg im deutschsprachigen Raum waren seit den er-Jahren vor allem die Arbeiten von Ute Frevert, Karen Hagemann, Christa Hämmerle, Thomas Kühne und Ruth Seifert. Es gibt hierzulande noch viel zu tun.
November in Potsdam hat sich das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ZMSBw dieses in der deutschen militärhistorischen Forschung nach wie vor marginalisierten Themenkomplexes angenommen. Damit fand die Geschlechterperspektive im wahrsten Sinne des Wortes Eingang ins ZMSBw, die zentrale deutsche Einrichtung zur historischen und sozialwissenschaftlichen Erforschung alles Militärischen.
Neben der Diskussion des aktuellen Forschungsstandes bot die Tagung Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen ein Forum, ihre Perspektiven und methodischen Ansätze auf das Themenfeld anzuwenden. In den drei Tagen wurden Beiträge präsentiert, die vom Jahrhundert bis in die Gegenwart reichten und neben aufschlussreichen Fallbeispielen zahlreiche Anregungen boten, über das enge Verhältnis von Konstruktion, Erfahrung, Praxis und Erinnerung der Kategorie Geschlecht im Militärischen zu diskutieren.
Beim Blick auf zeitgenössische Diskurse, sei es in der ungarisch-habsburgischen k. Hierzu gibt es zwar vereinzelte Studien. Unter Anwendung der geschlechterhistorischen Perspektive wurde sichtbar, wie instabil und fluide spezifisch konstruierte Geschlechtervorstellungen waren und sind.
Bei genauerer Untersuchung verschleiern die Begriffe eher die eigentlichen Tätigkeiten von Frauen, und dies meist zu einem bestimmten Zweck. Hierbei zeigt die geschlechterhistorische Perspektive besonders eindrücklich, wie unter dem Einfluss von Krieg die Grenzen zwischen dem Militärischen und dem Zivilen zunehmend verschwimmen.
Claudia Kemper betonte in ihrem Vortrag, je mehr sich solche Grenzen aufzulösen und traditionelle Geschlechterrollen diffus zu werden drohten wie etwa in Kriegszeiten , desto mehr wachse das gesellschaftliche Bedürfnis, die Grenzen der Geschlechterbilder zu schärfen.
In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Intentionen und Wirkungen der medial-öffentlichen Darstellungen in den Blick zu nehmen, über die Geschlechterbilder zu politischen Zwecken transportiert, das Erinnern gesteuert und Erinnerungen gar systematisch ausgegrenzt wurden und werden.
Ebenso wie die Analysekategorie des Militärischen ist auch Geschlecht immer relational angelegt, so dass beide je nach historischer Konstellation und in Abhängigkeit von weiteren Variablen bestimmt werden müssen.